Hochwasser im Erzgebirge und
Erzgebirgsvorland
Im Erzgebirge kommt es immer wieder zu Hochwasserkatastrophen, wobei kleine
Bäche nicht selten zu reißenden Flüssen anschwellen. Ein
Grund dafür ist, dass sich in den Tälern entstehende Gewitter
kaum bewegen und die Niederschlagsmengen, die sich sonst je nach Zugrichtung-
und Geschwindigkeit des Gewitters auf ein größeres Areal verteilen,
in einem kleinen Bereich niedergehen. Hinzu kommt das Abflusswasser von den Berghängen.
Einige überlieferte Hochwasserereignisse sollen nachfolgend aufgeführt
werden. Diese Zusammenfassung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- Am 20. und 22. Juni 1565 ging über Crottendorf
ein schwerer Wolkenbruch nieder, bei dem 14 Häuser eingerissen und weggeschwemmt
wurden und 13 Personen ertranken. In Wiesa war das Wasser 26 Ellen
breit und 8 ½ Ellen tief. (1)
- Am 5. März 1615 hat Hochwasser in der Zschopau mehrere
Brücken beschädigt oder weggerissen. (1)
- Am 27. Mai im Jahre 1617 hat eine
Flutwelle der Zschopau großen Schaden an Mühlen, Brücken
und verschiedenen Gebäuden angerichtet. (1)
- Am 5. August 1628 ist ein Wolkenbruch in
Chemnitz niedergegangen und hat enormen Schaden angerichtet. 40 Personen
sind bei dieser Hochwasserkatastrophe ertrunken. (1)
- Am 20. Juni 1694 ließen langanhaltende Regenfälle
in Chemnitz den Chemnitzfluß und Gablenzbach derart ansteigen,
dass die Stadtmitte binnen einer Stunde einem einzigen Strom glich. Die Fluten
zerstörten den Damm zwischen der Chemnitz und dem Stadtgraben, durchbrachen
mannshoch das Niclastor (etwa in der Nähe des heutigen Falkeplatzes),
vereinigten sich mit einem zweiten Strom, der durch die Pforte am Pfortensteg
eingebrochen war, überschwemmten die Innenstadt, flossen durch das Klostertor
ab und hinterließen grauenvolle Verwüstungen. (1)
- 1783 bricht infolge eines Hochwasser der
maximal 10m hohe Filzteich-Damm. Die Flutwelle zerstört den größten
Teil der Dörfer Zschorlau und Auerhammer. (1)
- Am 19. Mai 1755 entstanden in Krumhermersdorf
nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr schwere und lang anhaltende Gewitter mit
wolkenbruchartigem Regen - zwei Häuser und Scheunen wurden völlig
weggerissen , 10 Häuser beschädigt und mehrere Wohnungen ruiniert,
Gärten, Wiesen, Felder und Saat wurde verdorben und überhaupt ein
Steinhaufen aus hiesiger Gemeinde und Dorfe gemacht - Wohnhäuser wurden
durch die Wasserflut weggerissen und eine Person ist Jämmerlicherweise ertrunken. (2)
- Am 28. Juli 1785 brach infolge eines sinnflutartigen Wolkenbruches
im Gebiet von Gablenz eine "große Wasserflut" über Chemnitz herein.
In einer zeitgenössischen Schilderung heißt es: "Die schreckensvolle
Flut des Gablenzbaches dringt drei Ellen (eine Elle = 56,64 cm) hoch in die
Häuser der Gablenzvorstadt, strömt 11/2 Ellen hoch durch das Johannistor
(etwa in der Nähe des heutigen Johannisplatzes) in die innere Stadt
und die Seitengassen am Johannistor. So plötzlich dringt das Wasser
ein, dass sich die wachhabende Miliz in der Wachstube auf Tische und Bänke
retten muss. Gleichzeitig überflutet der Bernsbach die Chemnitzvorstadt.
Der Schaden ist unübersehbar". (1)
- Schwere Schäden richteten auch Hochwasser im Juli 1854
und vom 31. Juli bis 2. August 1858 in Chemnitz an (1)
- Im Sommer 1897 überschwemmten ungewöhnlich hohe
Niederschläge weite Bereiche des Erzgebirges. Die Freiberger Mulde,
die beiden Strigis, Zschopau mit der Flöha und die Zwickauer Mulde führten
Wassermassen, wie man sie vordem nicht kannte. Weiteres hier (1)
- Ein extremes Hochwasser traf Chemnitz am 4. und 5. Februar
1909. Langanhaltender Regen hatte gewaltige Schneemassen zum Schmelzen
gebracht und führte zu Überschwemmungen. Unzählige Straßen
wurden von Pleißenbach, Kappelbach und dem Chemnitzfluß überflutet.
In der Dampfwaschanstalt Altendorf wurden die Arbeiter vom Hochwasser eingeschlossen.
Viele Brücken wurden unterspült und zerstört. Ein besonderes
Ereignis bildete damals das detonationsartige Bersten der 30cm starken Eisdecke
auf dem zugefrorenen Schloßteich. (1)
- Am 17. Juli 1927 gingen im Osterzgebirge
südlich von Pirna kräftige Gewitter nieder. Flüsse traten
über die Ufer und neben unsagbaren materiellen Schaden gab es auch 145
Tote zu beklagen. Fotos und Augenzeugenberichte
demnächst... (7)
- Verheerendes Hochwasser am
6. Juli 1931 im Schwarzwassertal (1)
- Einen verheerendes Hochwasser gab es in Chemnitz
im Juli 1954. Nachdem schon in den ersten 9 Tagen des Monats 135 mm
Niederschlag gemessen wurden, brachten weitere 73,3 Liter am 10.07. das Fass
oder besser gesagt den Fluss Chemnitz sowie seine Quell- und Zuflüsse
zum überlaufen. An diesem Tag rollte eine 3,85 Meter hohe Flutwelle
mit 60 Stundenkilometern auf die Stadt zu. Die Chemnitz hatte teilweise eine
Breite von 400Metern. In Harthau wurden die Menschen mit den Booten aus den
Häusern gerettet. Der Fritz Heckert Platz versank im Schlamm. In den
Straßen der Chemnitzer Innenstadt stand das Wasser zum Teil 1,50 Meter
hoch und ein Vorwärtskommen war nur noch mit Hilfe eines Schlauchbootes
möglich. Im gesamten Monat fiel mit insgesamt 354 mm sechs
Mal soviel Regen wie normal.
(Fotos: 1 2 3 ) (1)(3)
- Am 05. April 1978 ging in Kuhschnappel ein
Wolkenbruch nieder. Von allen Seiten stürzten die Wasser- und Schlammmassen
ins Tal und verursachten enorme Schäden. Im Ortsteil Tirschheim stand
die Dorfstraße völlig unter Wasser (Bäckerei H.Richter bis
M.Thost). In der damaligen Verkaufsstelle Schumann stand der gesamte Laden
unter Wasser, die Fenster und Türen wurden eingedrückt, es gab
kein Halt für die gewaltigen Wassermassen. Viele Brücken über
den Dorfbach wurden einfach weggerissen. Garagen mit Auto wurden weggespült.
In vielen Kellern musste die Feuerwehr Wasser auspumpen. Mit dem Schlamm
hatten die Einwohner noch lange zu kämpfen. (1)
- Unwetter und
Flutwellen am 05.07.1999 im Raum Marienberg (4)(5)
- Hochwasser in Chemnitz am 13.08.2002
(3)(6)
Quellen:
(1) Freie Presse Chemnitz
(2) Chronik
aus dem 1. Kirchenbuch Krumhermersdorfs
(3) Archiv: Wetterstation Chemnitz
(4) Archiv: Wetterstation Marienberg
(5) Fotos: Gunther Keller, Popershau
(6) Fotos: Claudia & Wolfgang Hinz
(7) "Hilf es ist noch immer größte Not im Hochwassergebiete
des Osterzgebirges", Schrift in Wort und Bild über die Hochwasserkatastrophe
im Osterzgebirge in der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1927