Windhosen im Erzgebirge und
Erzgebirgsvorland
Windhosen scheinen im Erzgebirge und im Erzgebirgsvorland keine Seltenheit
zu sein. Eine Windhose kann dann entstehen, wenn sehr warme Luft auf sehr
kalte trifft. Im Erzgebirge treffen warme Luftmassen aus der flachen Tiefebene
auf die häufig im Erzgebirge vorherrschenden kalten Luftmassen aus dem
böhmischen Becken. Deshalb entstehen im Erzgebirge nicht nur sehr kräftige
Gewitter sondern manchmal eben auch eine Windhose. Einige überlieferte
Ereignisse dieser Art sollen nachfolgend aufgeführt werden. Diese Zusammenfassung
erhebt natürlich keinen Ansprung auf Vollständigkeit und über
Hinweise auf weitere Windhosenereignisse in diesem Gebiet sind wir sehr dankbar.
- Am 23. April 1800 wütete ein Tornado bei Hainichen
und riß alles mit sich, außerhalb der Bahn war es windstill.
In der Ortschaft Arnsdorf wurden alle Dächer zerstört, danach ganze
Häuser und Ställe in Dittersdorf. Dabei starben viele Kühe
und fünf Menschen wurden z.T. schwer verletzt. Dann folgte eine 50 Meter
breite Schneise durch ein Waldgebiet, in der kein Baum stehen blieb. Einige
Bäume wurden mehrere hundert Meter weit geschleudert oder sogar der
Rinde beraubt. In Etzdorf bei Roßwein wurden mehrere Häuser dem
Erdboden gleichgemacht. Trotzdem kam erstaunlicherweise niemand ums Leben,
da die meisten Menschen um diese Zeit auf den Feldern und damit außerhalb
des Tornados waren. (1)
- Überliefert ist auch eine Windhose vom 29.07.1884,
die im osterzgebirgischen Altenberg ihr Unwesen trieb, über die jedoch
keine Einzelheiten bekannt sind. (2)
- Eine von Ursprung kommende Windhose beschädigte am 30.
April 1887 in Mittelbach bei Chemnitz den Giebel einer Scheune beim oberen
Gasthofe. (3)
- Am 16. Juni 1900 entwurzelte eine Windhose in Chemnitz-Borna
Eichen und verwüstete den umliegenden Waldbestand. Eine dicke Fichte
wurde 20 Meter durch die Luft geschleudert. (4)
- Eine Windhose vernichtet 1914 das Badehaus der Schwimmbadanlage
Hammergrund in Thalheim. (4)
- Am 27. Mai 1916 verwüstete eine Windhose Teile der
Stadt Chemnitz. Viele städtische Anlagen und Firmen wurden zerstört
und beschädigt, aber wie durch ein Wunder gab es keine Menschenopfen.
Mehr dazu hier. (5)
- Am 10. Juli 1916 verwüstete eine Windhose die Region
um Mittweida. Häuser wurden abgedeckt sowie Bäume und Telegrafenmasten
durch die Luft geschleudert. In Hermsdorf wurde ein Baum auf ein Haus geschleudert,
welches dabei gespalten wurde. Nach der Katastrophe schwimmen Unmengen von
entwurzelten Bäumen im Flüßchen Zschopau. (4)
- Mitte August 1985 richtet eine Windhose in Schlunzig nahe
Glauchau großen Schaden an. 115 Bäume werden aus dem Boden gerissen
sowie sechs Häuser abgedeckt und beschädigt. (4)
- Am 22. Juni 1998 wütet eine Windhose im Westerzgebirge
und Vogtland. Die Stadt Falkenstein war am schlimmsten betroffen, denn zu
der Windhose gesellten sich noch starke Regen- und Hagelschauer. Ein Mensch
wurde verletzt und es entstand ein Millionenschaden. Ein ausführlicher Bericht und Fotos von der noch heute
sichtbaren Windhosenschneise gibt es demnächst hier.
- Am 11. Juni 2000 gab es in der tschechischen Ortschaft Malkov
am südlichen Erzgebirgsrand eine Windhose, die einen erheblichen Sachschaden
anrichtete. Mehr dazu hier. (6)
- Auf einem Feld südlich von Chemnitz wurde am 15.08.2000
eine Windhose beobachtet. Außer einer dicken Staubschicht auf Autos
und anderen glatten Oberflächen gab es keine weiteren Schäden.
Auch nicht in der Landwirtschaft, denn der Raps war bereits eingeholt. Der
Beobachtungsbericht der diensthabenden Kollegin kann man hier nachlesen. (7)
- Am 10. Mai 2000 suchte eine Wasserhose Kleinbobritzsch
und Reichenau im Kreis Freiberg heim. Straßen mußten gesperrt
werden und wurden z.T. stark beschädigt. (4)
- Am 31. Mai 2001 hinterlies eine Windhose über dem
Erzgebirge eine Spur der Verwüstung. Allein in Börnichen wurden
26 Häuser beschädigt. Durch den Wald wurde eine 100 Meter Schneise
geschlagen und über 30 Hektar Wald zerstört. Fotos und weitere Informationen gibt es hier. (4)(8)
- Am 13. August 2003 fegte am Nachmittag eine Windhose über
Pfaffroda und Forchheim hinweg, deckte Dächer ab, beschädigte mehrere
Gebäude und riss Bäume um. (4)
Quellen:
(1) Alfred Wegener: "Wind- und Wasserhosen in Europa
(2) Internetseite Tornados in Deutschland von
Thomas Saevert
(3) Chronik von
Mittelbach
(4) Freie Presse
(5) Die Windhose von Chemnitz am 27. Mai 1916, H. Thümmlers
Verlag in Chemnitz
(6) Text und Fotos: Claudia & Wolfgang Hinz
(7) Manja Kolb, Wetterstatiob Chemnitz
(8) Fotos: Jens Kandler, Volkssternwarte Drebach